bike²climb: 3 Länder, 3 Felsarten und jede Menge Asphalt!
- Bergsteigen
- Klettern
- Robert Grasegger
- Team
Text & Bilder: Anna Truntschnig & Robert Grasegger
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Gut für's Knie und die Umwelt
Früh nach Annas Knie-OP Anfang Juni habe ich ihr gesagt, dass Radfahren super ist. Anfangs skeptisch, war sie nach der ersten Rennradtour am Monte Baldo bereits angefixt: "Wie Skitourengehen im Sommer!"
Abbildung 1: Start in Innsbruck
Bei dieser Reise ging es uns darum die regionalen Schönheiten zu erkunden und lokale Ressourcen zu nutzen. Unser Motto: Think global, act local!
Etappe 1: Innsbruck – Drei Zinnen: Ciao Dolomit!
Da wir beide möglichst viel aus wenig Zeit machen wollten, ging es quasi direkt nach der Arbeit los. Ich kam aus dem Nachtdienst und Anna war bis spät abends noch am Arbeiten. Dementsprechend gestresst starteten wir in unseren Urlaub. Genau dieser Stress war jedoch nach wenigen Radmetern bereits verflogen: Natur, die Pedale und wir. Mehr braucht es nicht um ein Gefühl von Freiheit zu haben!
Das Spannende am bike²climb war, von der Haustür weg zu starten. Direttissima ging es über den Brenner nach Italien zu unserem ersten Spot: den Drei Zinnen.
Nach 170 km und 4000 Höhenmetern (HM) erreichten wir in der Abenddämmerung den Parkplatz der Auronzohütte.
Am nächsten Morgen starteten wir unser erstes "Nordwand Abenteuer". Da es frühmorgens um einiges kälter war als erwartet, entschieden wir uns für die Scoiattoli Kante an der Westlichen Zinne. Etwas später dran als die restlichen Kletterer, mussten wir uns als viertes Team einreihen. So entschieden wir kurzerhand doch noch zur Cassin abzubiegen, in der eine "freie Bahn" ohne Wartezeiten vielversprechender wirkte.
Anna war nach ihrer Knie-OP erst wieder seit einem Monat am Felsen unterwegs. Ihr größter "wunder Punkt" waren bislang Querungen, insbesondere wenn es mit dem operierten linken (doch noch etwas instabileren) Bein vorausging. So erwies sich die Cassin als eher schlecht gewählt. Nach einem eher ungünstigen Verdreher mit dem operierten Bein beschlossen wir nach den Schlüssellängen auf die restlichen 5er Längen und den Abstieg zu verzichten. Um das bevorstehende Projekt nicht zu gefährden, entschieden wir uns über die Dächer der Westlichen Zinne abzuseilen. Wer die Wand kennt, weiß, dass das nicht der leichtere Weg war, aber mit Sicherheit der knieschonendere. Exponiert und beeindruckt hingen wir in den Dächern der Bella Vista. Für jeden ambitionierten Kletterer ein Traum, den wir zumindest abseilend schon mal genauer unter die Lupe nehmen konnten.
Etappe 2: Drei Zinnen – Grübelwand: Griaß di Granit!
Dass Wetter in Italien stand nicht zu unseren Gunsten, wodurch leider keine weitere Tour in den Drei Zinnen möglich war. Somit ciao Italia, griaß eich in Österreich!
Was Anna als Ruhetag bezeichnete, erwies sich dann doch als 140 km und 2000 HM radeln, und das alles noch verfeinert mit massiven Regenschauern… Immerhin: Duschen war nicht nötig, das erledigte das Gewitter für uns.
Über Osttirol führte unsere Reise nach Kärnten in die Ankogelgruppe.
Abbildung 13: Gut, dass unsere Mountain Equipment Bekleidung wasserdicht ist!
Feucht, aber trotzdem fröhlich kehrten wir spontan in der Pension Platzer mit Bergpanorama ein. Der Familienbetrieb am Hattelberg mit einer extrem schönen Aussicht passte perfekt in unser Konzept, die regionalen Schätze zu erkunden. Alles beim Abendessen und Frühstück war selbstgemacht – "Außer die Essiggurke!" wie uns die Chefin Ingrid versicherte. Gestärkt von einer Kärntner Jause, starteten wir am Folgetag Richtung Grübelwand.
Ein Grand Capucin ähnlicher Granitturm sticht schon von weiten ins Auge. Je näher man kommt, desto höher schlägt das (Kletter-) Herz. Granitkletterei par excellence im Süden Österreichs stand auf dem Programm. Der 3,5-stündige Zustieg kam uns gar nicht so weit vor, da die Landschaft sich als atemberaubend herausstellte. Was für ein unglaublich schönes Tal! Auch uns als "Wanderverweigerern" schien das Wandern hier echt gut zu gefallen.
Abbildung 15: Zustieg
Der erste Teil der Route „Zirbe Direkt“ war eine ausgesprochen lohnende Kletterei. Hart, aber herzlich zeigte sich der kompakte Granit von seiner besten Seite! Die letzten Längen sind uns leider aufgrund des Gewitters vom Vortag und der Nässe verwehrt geblieben. Aber: Who cares, we'll be back! Wir freuten uns darüber, auf Granit geklettert zu sein und diesen „Grand Capucin“ (der auch Grübelwand heißt) entdeckt zu haben.
Auf der Zandlacher Hütte mit Kaiserschmarrn stellten wir fest: Tag 4, 2 Felsarten, 2 unglaublich schöne Gebiete, jede Menge Natur und noch kein Meter mit dem Auto. So darfs weiter gehen.
Zurück angekommen in unserer Pension, entschieden wir uns noch am selben Tag ein paar Kilometer auszuradeln. Nach 1500 HM Zustieg und einigen Klettermetern würden sich unsere Beine bestimmt über eine Auslockerungseinheit freuen.
Der traumhafte Radweg entlang der Drau erwies sich dann doch als Schotterpiste, die uns und unseren Rennrädern ein paar Nerven kostete. Um Mitternacht in Villach bei Annas Eltern angekommen, war nach kurzem Blick auf den Wetterbericht klar: Morgen ist Restday. Die wenigen Sonnenstunden dieses Ruhetages verbrachten wir am Faaker See.
Etappe 3: Grübelwand – Triglav: Zdravo Kalk!
Erholt und motiviert bestiegen wir unsere Räder am nächsten Tag ein weiteres Mal. Über den Wurzenpass ging es nach Slowenien. Zdravo!
Am Fuße des Triglav angekommen war die Stimmung überwältigend. „Triglav Nationalpark - das unbekannte Juwel der Alpen!“- diese Beschreibung in unserem Kletterführer traf den Nagel auf den Kopf. Fasziniert vom riesigen Spielplatz für Kletterer, ging es am nächsten Morgen zu unserem letzten Ziel, der Triglav Nordwand.
Abbildung 20: Zustieg
Beim Einstieg waren wir noch unsicher welche Route wir klettern sollten. Der Wetterbericht hatte eigentlich ganz okay angesagt, doch die Bewölkung sah eher suboptimal aus. Trotzdem sollte es der letzte Tag vor der Schlechtwetterfront sein und somit unsere letzte Chance den Triglav noch während unseres Urlaubs zu besteigen.
Deshalb wählten wir die klassische Führe durch die Nordwand. 1000 Meter Kletterei in Kalkgestein. Die ersten 500 Meter ging es solide voran. Am Gorenjska Turm angekommen, trugen wir uns ins Wandbuch ein. Der Wettergott war wohl nicht auf unserer Seite. Es begann mehr und mehr zuzuziehen und schlussendlich zu regnen. Alle Zutaten, mit denen ein Nordwand Abenteuer gekocht wird, waren beisammen: 500 Meter klassische Kletterei, oberer 5. Grad, nass, kalt, brüchig.
Beim Ausstieg der Route angekommen sahen wir nur dichten Nebel und Schnee. Wir beschlossen trotz des Nebels und des schlechten Wetters noch auf den Gipfel des Triglavs zu steigen. Diese Entscheidung wurde durch ein kurzes Wolkenfenster belohnt! Die Aussicht war wirklich schön und wir freuten uns am Ende dieser Reise gemeinsam am Triglav zu stehen!
Abbildung 23: Gipfelglück am Triglav
So ganz zu Ende war dieser Tag allerdings noch nicht, da noch ein fünfstündiger Abstieg mit 2000 HM auf uns und insbesondere Annas Knie warteten. Über den Pragerweg ging es gefühlt endlos zurück ins Tal. Über Stock und Stein, durch Klettersteige und Felsblöcke zeigte sich der Abstieg nicht gerade von einer charmanten Seite, aber wir kamen irgendwann dann doch gut zurück ins Tal!
Dort hieß es: Auf die Räder und ab ins Wellness Hotel. Es sollte ja ein Urlaub sein, da kann man sich nach 7 Tagen bike²climb schon mal ein Hotel vom ersparten Spritgeld leisten… Da hat die Natur was davon, der lokale Tourismus in Slowenien profitiert und unser Körper freut sich auch.
Fazit unseres bike²climb Abenteuers: Um gute Kletterspots zu finden, muss die Zeit nicht im Auto verschwinden!
Vielen Dank für die tolle und wasserfeste Ausrüstung von Sport Conrad und Mountain Equipment!
Packlisten
Wie Anna und Robert in ihrem Bericht schreiben, mussten sie sich bei dieser Tour schon sehr genau überlegen, was sie einpacken - schließlich brauchten sie Bekleidung und Ausrüstung zum Radfahren, für die Zu- und Abstiege, zum Schlafen und für's Klettern. Und zum Kaffeetrinken. :-) Hier verraten sie, welche Teile aus der Mountain Equipment Kollektion dabei waren: