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DAV Expedkader Herren I Lawinenlehrgang

Text: Josef Vögele / Fotos: Philipp Abels

Um sicher im Winter unterwegs zu sein, ging es für den DAV Expedkader auf Lawinenlehrgang ins Kühtai. Der Lehrgang umfasst den gesamten Bereich der Lawinenthematik: Von LVS-Ausbildung über Schneedeckenaufbau und Bruchmechanik bis hin zum eigenen Lawinenlagebericht. Josef Vögele aus dem Expedkader berichtet von Erlebnissen und Erkenntnissen aus 5 Tagen Lawinenlehrgang.

Donnerstag

Da es viel zu lernen gab, starteten wir gleich am Donnerstag mit der LVS-Ausbildung am Gossenköllesee. Zuerst machten wir uns mit verschiedenen LVS-Geräten vertraut. Dann wurden auch schon die ersten Rucksäcke vergraben, wobei sich der ein oder andere Teilnehmer bereits nasse Füße im See holte. Schließlich starteten wir mit dem Training zur Mehrfachverschüttung. Neben Suchen und Sondieren gehört dabei auch das Ausgraben der verschütteten Person zu den wichtigsten Aufgaben. In einem kurzen Theorieblock erklärte uns Lehrgangsleiter Andi Thomann deshalb, wie eine verschüttete Person so schnell wie möglich ausgegraben werden kann. Nach der Theorie durften alle Teilnehmer ihre maximale Power beweisen und so schnell wie möglich den verschütteten Rucksack aus dem Schnee befreien. 

Suchen, sondieren und graben beim LVS-Training.

Am Donnerstagabend lernten wir in einer Theorieeinheit die fünf Lawinenprobleme Altschnee, Neuschnee, Nassschnee, Gleitschnee und Triebschnee näher kennen. Vor der Hüttenruhe spielten wir dann noch eine Runde Schafkopf, was sich zum Dauerbrenner der nächsten Tage entwickeln sollte.

Freitag

Unser Ziel für Freitag war es, in Richtung Wetterkreuzkogel aufzusteigen und das erlernte Wissen vom Vorabend beim Graben von Schneeprofilen anzuwenden. Nach der Hälfte der Tour gruben wir zusammen mit Andi das erste Schneeprofil. Zusätzlich führten wir einen Compression Test (=CT) und Extended Column Test (=ECT) durch, um die Stabilität der Schwachschicht und die Bruchfortpflanzung bewerten zu können.

Durchgefroren und mit kalten Fingern ging es dann weiter in Richtung Gipfel. Ein kleiner Teil der Gruppe legte dabei ein Renntempo ein, um sich die Firstline des Gipfelhangs zu sichern und den Gipfelhang dann noch ein zweites Mal hochzulaufen. Oben angekommen zogen wir nochmals in Zweierteams los, um ein Schneeprofil, CT sowie ECT durchzuführen. Die Ergebnisse der drei entstandenen Schneeprofile diskutierten wir anschließend noch kurz und fuhren dann bei schönem Pulverschnee gemeinsam ins Tal. 

Abfahrt vom Wetterkreuzkogel.

Am Abend erstellten wir gemeinsam einen eigenen Lawinenlagebericht (=LLB) und verglichen diesen mit dem Tiroler LLB. Nach der Tourenplanung für den nächsten Tag gab es dann wieder ein paar Runden Schafkopf.

Samstag

Für Samstag war Tour und Training an der Wechnerscharte geplant. Im Aufstieg bogen wir aber kurzerhand in Richtung Nordseite des Manningkogels ab, um in unverspurtem Gelände wieder Schneeprofile zu graben sowie CT und ECT durchzuführen, bevor es dann letztendlich weiter zur Wechnerscharte ging.

Aufstieg zur Nordseite des Manningkogels.

Wieder auf der Suche nach Firstlines beurteilten wir zusammen mit Andi das Lawinenrisiko einer noch unverspurten Steilstufe mit der GKMR-Methode. Bei der GKMR-Methode wird das Risiko eines Geländeabschnitts mithilfe der Wahrscheinlichkeit einer Lawinenauslösung, der damit verbundenen Konsequenzen und der möglichen Maßnahmen zur Risikominimierung beurteilt. Dadurch konnte das Risiko der Steilstufe für die Gruppe als zu hoch bestimmt werden. Deshalb wählten wir eine sicherere Abfahrtsvariante. 

Abfahrt von der Wechnerscharte.

Am Abend erfolgte wieder eine Nachbesprechung der Tour, ein Update unseres eigenen LLB und natürlich einige Runden Schafkopf.

Sonntag

Am Sonntag standen viele Höhenmeter auf dem Plan. Zunächst ging es auf den Schartenkopf, von welchem wir südseitig ins Weite Kar abfuhren.

Nach der Abfahrt stiegen wir zur Kraspesspitze auf und beurteilten wieder eine unbefahrene Steilrinne mittels CT, ECT sowie der GKMR-Methode. Unsere Gruppe fällte letztendlich gemeinsam die Entscheidung, dass die Steilrinne fahrbar war. Kurz danach standen dann alle mit breitem Grinsen am Ende der mittlerweile durchgepflügten Rinne. Im Anschluss an die traumhafte Pulverschneeabfahrt zum Speicher Finstertal fellten wir nochmal auf, um auf den Sulzkogel zu gehen und den tollen Pulverschnee auszunutzen.

Nach dem vielen Auf und Ab stand am Abend noch ein weiterer Theorieblock an, in dem wir das Thema Bruchmechanik weiter vertieften. Nach einer kurzen Tourenplanung starteten wir dann in die vorerst letzte Runde Schafkopf.

Aufstieg zur Kraspessspitze.

Montag

Zum Abschluss unseres Lehrgangs zogen wir mit schweren Beinen los in Richtung Pockkogelscharte. Mit dem mittlerweile doch recht warmen und windigen Wetter ließ sich die Theorie der Schneeumwandlung durch Wärme, Kälte und Wind fast schon zu gut vertiefen. Wärme und Wind hatten bereits deutliche Spuren im Schnee hinterlassen: Eine Mischung aus Bruchharsch, Triebschnee und gesetzten Schnee im Aufstieg ließ nicht direkt Vorfreude auf die Abfahrt entstehen. Wir fanden dann aber doch noch ein wenig gesetzten Tiefschnee und sicherten damit ein gelungenes Finale für unseren Lawinenlehrgang.

Wenn du mehr über den DAV Expeditionskader erfahren möchtest, dann klick hier.

Der DAV Expedkader Herren (von links nach rechts): Jonas Fertig, Leon Schaake, Luis Funk, Florian Frank, Josef Vögele und Hannes Tegethoff.

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